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On Demand, Just In Time, Individualisierung und Franchising

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Stand out from the crowd and different concepts One light balloon glowing and floating above other white balloons on white wall background with window reflections and shadows 3D rendering
masterzphotois/Getty Images/iStockphoto

Spätestens seit YouTube und Netflix ist der Begriff “On Demand” in aller Munde. Statt eines festgelegten Fernsehprogramms, das man entweder schauen kann oder nicht, wählt der Konsument seine Videos, Filme und Serien selbst aus einer riesigen virtuellen Bibliothek aus – das Angebot funktioniert also “auf Abruf”. Auch den Begriff “Just in Time” hört man im Wirtschaftsjargon seit einigen Jahren vermehrt. Bei der Individualisierung werden Produkte auf Kundenwunsch hin angepasst. Gemein ist den drei Begriffen einen Orientierung am Kunden. Was genau steckt dahinter und gibt es On-Demand-Leistungen, Just-In-Time-Modelle und Individualisierung auch im Franchising?

On-Demand-Produktion und -Produkte

Die On-Demand-Produktion ist ein Fertigungs- und Distributionsprozess, bei dem Waren und Dienstleistungen erst auf spezifische Kundenanfragen hin produziert und bereitgestellt werden. Das Ziel der On-Demand-Produktion ist es, Ressourcen zu sparen, Lagerhaltung zu minimieren und Waren und Dienstleistungen anzubieten, die flexibel auf die Bedürfnisse des Marktes (nicht jedoch unbedingt die einzelner Kunden, siehe unten Individualisierung) reagieren. Seitens der Produzenten und Dienstleister erfordert die On-Demand-Produktion ein hohes Maß an Lieferkettenmanagement. Waren vor der Digitalisierung und damit einhergehend der Industrie 4.0 und der Logistik 4.0 Lieferketten eher abwärts an Lieferanten und Produzenten skaliert und orientiert, wird die Supply Chain in der On-Demand-Produktion jetzt aufwärts vom Endkunden aus strukturiert. Dies ist nur möglich, wenn unternehmensseitig Systeme implementiert werden/sind, die eine Verarbeitung von Aufträgen in Echtzeit möglich machen und dabei Anlieferungs-, Fertigungs- und Auslieferungszeiten, sowie Arbeitsschrittmanagement (zum Beispiel durch ein E-Kanban) integrieren.

Just-in-Time-Produktion und -Lieferung

Gewissermaßen ist die Just-In-Time-Produktion (kurz: JIT-Produktion) die Kehrseite der gleichen Medaille, beziehungsweise ein vorangestellter Schritt der On-Demand-Produktion. Wird letzteres vor allem zur Bezeichnung der Fertigung und im Bereitstellen von Produkten und Dienstleistungen an den Endkunden genutzt, bezieht sich JIT auf Prozesse, die während der Herstellung eines Produkts ablaufen und deren direkte Kundschaft andere Unternehmen sind. Ein beliebtes Beispiel ist die Automobilzulieferindustrie. Dabei sendet der Zulieferer Teile erst dann direkt ans Laufband des Kunden (des Automobilkonzerns), wenn die Produktion diesen Schritt erreicht hat. Der verarbeitende Betrieb spart sich so die Lagerung der Teile und den Transport selbiger aus einem eigenen Lager, der Zulieferer produziert nur so viel, wie tatsächlich genutzt wird. Die fortschreitende Digitalisierung der letzten Jahrzehnte ermöglicht eine enge Vernetzung von Zulieferern und Verarbeitern, die eine JIT-Produktion erst möglich machen. Prof. Dr. Winfried Krüger beschreibt dies folgendermaßen: “Als konstitutive Bausteine des Just-in-time-Konzeptes werden i.d.R. die integrierte Informationsverarbeitung (Einführung des Holprinzips, IT-basierte Kommunikation in Produktion und Beschaffung, Kombination mehrerer Planungs- und Steuerungsmethoden), die Fertigungssegmentierung (Schaffung produkt- und technologieorientierter Produktionseinheiten, Gruppenorganisation, Flussoptimierung) und die produktionssynchrone Beschaffung angesehen.” (Quelle: Gabler Wirtschaftslexikon)

Individualisierung

Wie im ersten Abschnitt bereits erwähnt, dienen On-Demand- und JIT-Produktion nicht der Anpassung einzelner Produkte an individuelle Einzelkundenwünsche, sondern hauptsächlich der Optimierung der Supply Chain. Die beiden Ansätze eignen sich vor allem “für Branchen mit hohem Kunden-Involvement, hoher Customization (kundenspezifischer Produktanpassung) und hoher Servitization [(Verknüpfung von Produkt- und Dienstleistungsangeboten)]”, so Prof. Dr. Gerald Oeser (Quelle: Gabler Wirtschaftslexikon), wenn die genannten Kunden Abnehmer größerer Mengen sind, also im B2B-Bereich. Die Individualisierung von Produkten für einzelne Endkunden findet hauptsächlich im B2C-Bereich statt – und hier kommen schließlich die Franchiseunternehmen ins Spiel.

Praktikabilität im Franchising

Der Großteil aller Franchiseunternehmen ist im B2C-Bereich angesiedelt. Spielen wir On-Demand-, JIT-Produktion und Individualisierung an einem Beispiel durch:

Ein Franchisesystem ist im Bereich IT tätig und bietet seinen Kunden angepasste Netzwerksystemlösungen von A bis Z im großen Stil an. Für einen Kunden K bestellt das Franchisunternehmen F einen großen Posten Hardware bei einem Hersteller H. Daraufhin produziert H nach dem On-Demand-Prinzip die gewünschten Produkte und bekommt dabei vom Zulieferer Z nach dem JIT-Prinzip Teile geliefert. F implementiert die Hardware bei K und bietet ganz im Sinne der Servitization als Dienstleistung noch die Anpassung des Netzwerks an die individuellen Anforderungen und Wünsche von K an. In diesem (zugegebenermaßen stark vereinfachten) Beispiel wird deutlich ersichtlich, dass F selbst hauptsächlich mit der Individualisierung befasst ist.

Vor allem Franchisegeber und -zentralen, die den Einkauf und die Supply Chain für die einzelnen Franchisenehmerstandorte zentral regeln, kommen aktiv mit On Demand und JIT in Berührung, vor allem, wenn es sich um Firmen handelt, die industriell gefertigte Produkte (Möbel, Autoteile, etc.) an den Endkunden verkaufen. Hier fungiert der Franchisegeber als Kunde und ist der Nutznießer der kundenorientierten Produktion. In den Standorten der Franchisepartner liegt der Fokus ganz klar auf Individualisierung für den Endkunden, der Franchisenehmer ist hier der Anbieter kundenorientierter Leistungen und Produkte.

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