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Bewertung eines neuen Standortes: Background-Infos für Franchisenehmer

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Portrait of small business owner smiling and standing with crossed arms outside the cafe. Portrait of handsome smiling waiter standing in entrance of coffee shop. Successful mature man with arms crossed smiling at camera.
Ridofranz/Getty Images/iStockphoto

Die Wahl des Standortes ist für einen neuen Franchisenehmer ausschlaggebend für den zukünftigen Erfolg seines Unternehmens. Ein wunderschönes Ladenlokal in der besten Innenstadtlage bringt nichts, wenn hier nicht die Zielkundschaft vorbeikommt oder zwei Drittel der monatlichen Umsätze auf die Miete entfallen. Auf der anderen Seite ist ein günstiger Standort an einer Ausfallstraße oder im Industriegebiet nicht der richtige, wenn die Kunden sich eher in der Innenstadt aufhalten oder hier aufgrund der Dichte zu Discountern oder großen Ketten der Konkurrenzdruck zu hoch ist.

Bei der Wahl des Standortes sind Franchisegeber zum Glück nicht alleine auf sich gestellt. In der Regel haben die Franchisegeber relativ feste Vorstellungen davon, wie ein guter Standort aussieht. Damit Sie als Franchisenehmer die Vorschläge und Richtlinien der Zentrale besser verstehen, haben wir hier einige der grundlegende Überlegungen zur Standortbestimmung seitens der Franchisegeber zusammengestellt.

Standardisierung der Rahmenbedingungen und individuelle Detailabwägung

Das Eröffnen neuer Standorte mittels Franchisepartnern ist für den Franchisegeber Dreh- und Angelpunkt der Expansionsstrategie des Unternehmens. Anhand der bisherigen Erfahrungen und um das volle Potenzial des Modells Franchising auszunutzen, wird die anfängliche Bewertung des Standortes standardisiert. Diese besteht aus geografischen und wirtschaftlichen Maßeinheiten: in der Städteanalyse bietet eine “detaillierte Darstellung der Straßenzüge mit Informationen über Mitbewerber, Kaufkraft und ‘Traffic’ die dringend benötigte Informationsfülle” (Riedl, H. und Schwenken, C., 2018. Praxisleitfaden Franchising – Strategien und Werkzeuge für Franchisegeber und -nehmer. Wiesbaden: Springer Fachmedien GmbH, S. 129). Auch die Erreichbarkeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder das Vorhandensein von Parkplätzen, sowie eine minimale oder maximale Verkaufs- und/oder Lagerfläche können beispielsweise je nach Franchisesystem ein vordefiniertes Kriterium zur Standortbewertung sein. In Riedls und Schwenkers Leitfaden findet sich eine Checkliste mit den folgenden Kennzahlen zur Standortbemessung und Kalkulation:

Externe Faktoren  Interne Faktoren
  • Fußgänger, im Lauf nach Stunden
  • PKW pro Straßenseite
  • Abschöpfung pro Kunde/PKW pro Stunde
  • Mitbewerber im Umkreis
  • Kundenanzahl von Mitbewerber pro Stunde
  • Warenbestückung Mitbewerber
  • Hochwertigkeit dieser Warenbestückung
  • Parkplätze in Reichweite – Parkhaus
  • Kaufkraft im Umfeld und Umland
  • Pro-Kopf-Einkommen in Umfeld und Umland
  • Industrie, Großunternehmen, EH um Umfeld
  • Wachstum in der Region
  • Immobilienentwicklung der letzten drei Jahre
  • Flächenumsatz bei Mitbewerber
  • Flächenproduktivität bei Mitbewerber
  • Arbeitslosigkeit
  • Wie viele Kassen werden benötigt, um Kunden pro Stunde zu bedienen
  • Durchschnittliche Standortgröße eigenes Unternehmen
  • Vergleichsstandorte eigenes Unternehmen
  • Durchschnittslohn pro Kopf
  • Stundenlohn pro Mitarbeiter
  • Produktivität pro Mitarbeiter
  • Auslastung der Immobilie: Stunden zum Umsatz
  • Umsatz pro Kunden/pro Stunden
  • Anzahl der Belege/Transaktionen pro Stunde
  • Prozentuale Miete/Tilgung pro Stunde

Vergleich: Praxisleitfaden Franchising (siehe oben), S. 136

Keine Stadt gleicht jedoch der anderen, jeder Landkreis ist infrastrukturell und demografisch unterschiedlich beschaffen. Aus diesem Grund folgt nach der Erfüllung der standardisierten Bedingungen immer eine individuelle Detailabwägung

Checkliste für die individuelle Detailabwägung

Im oben bereits zitierten Franchiseleitfaden findet sich eine Liste aller zu bewertenden Faktoren, die von Franchisenehmern und Immobilienmaklern genutzt werden kann, um dem Franchisegeber den Standorte vorzustellen:

 individuelle Standortbewertung Art des Standortes baulichen Rahmenbedingungen
 
  • Freestander
  • Innenstadtlage
  • Satelliteneinheit
  • Bahnhof
  • EKZ
  • Fußgängerzone
  • Randgebiet
  • Hauptverkehrsstraße
  • Industriegebiet
  • Rückbauverpflichtung
  • sonstige Bauverordnungen
  • Denkmalschutz
  • Vertragslaufzeiten
  • Grundstücksbeschaffenheit insgesamt
  • mögliche Kontamination (Asbest, etc.)
 technischen Rahmenbedingungen  sonstige Rahmenbedingungen  Rahmenbedingungen für Werbemaßnahmen
  • Möglichkeit und Auflagen für Belüftung
  • Abwasserverordnung
  • Müll
  • Heizung
  • Stromversorgung
  •  Öffnungszeitenregelung
  • Parkplätze
  • Anbindung ÖPNV
  • Fensterfront/Terrasse vorhanden?
  • Beschaffenheit des Gehwegs
  • Nebenräume und deren Nutzungsmöglichkeit
  • Toiletten, Notausgänge
  • Sicherheits- und Instandhaltungsvorschriften
  • Fassadenwerbung
  • Gehwegaufsteller
  • Wegweiser im Radius
  • Markise
  • Fahnen und Pylonen

Vergleich: Praxisleitfaden Franchising (siehe oben), S. 134f.

Mieten vs. kaufen – und wer?

Sind einige passende Immobilien identifiziert, stellt sich eventuell als nächstes die Frage, ob der Standort gekauft oder gemietet/gepachtet werden soll. (In der Realität stellt sich diese Frage in Bezug auf ein und dieselbe Immobilie oft nicht, da dies vom aktuellen Inhaber vorgegeben ist. Bei der Entscheidung zwischen mehreren Immobilien kann die Frage jedoch als Bewertungskriterium mit einfließen.) Dabei haben beide Optionen – je nach Expansionsstrategie der Zentrale – ihre Vor- und Nachteile.

 Kauf durch den Franchisegeber: Kauf durch den Franchisenehmer:
 pro
  • langfristige Expansionsplanung möglich – auch franchisenehmerungebunden
  • Tilgungsmöglichkeit durch Mieterträge durch den Franchisenehmer
  • Möglichkeit von Mieterlässen/-vergünstigungen bei unverschuldeten Liquiditätsproblemen seitens Franchisenehmer

contra

  • hohe Investitionskosten
 pro
  • Immobilie kann auch nach Auslaufen/Kündigung des Franchisevertrages selbst weitergenutzt oder weitervermietet werden (es sei denn, die Ablöse ist vertraglich anderweitig geregelt)

contra

  • bauliche Maßnahmen müssen selbst übernommen werden
  • sehr hohe Anfangsinvestition
  • Franchisegeber hat keine Entscheidungsmacht und verliert nach Auslaufen des Franchisevertrags eventuell einen guten Standort
 Miete/Pacht durch den Franchisegeber: Miete/Pacht durch den Franchisenehmer:
 pro
  • Eingangsinvestition geringer als beim Kauf
  • längerfristige Expansionsplanung möglich – auch franchisegeberungebunden

contra

  • Haftung bei Schadensfällen (muss extra vertraglich im Franchisevertrag festgehalten werden)
 pro
  • Eingangsinvestition geringer als beim Kauf
  • Möglichkeit, den Standort nach Ablauf/Kündigung des Franchisevertrages selbst weiterzuführen

contra

  • Franchisegeber verliert die Immobilie nach Auslaufen/Kündigung des Franchisevertrages eventuell

Sie benötigen noch weitere Background-Informationen rund um die Vorbereitung Ihrer Selbstständigkeit und zur Gründung mit einem Franchise? Schauen Sie doch mal bei den Artikeln in unserem Handbuch Franchising vorbei.

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