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Auf Franchise Direkt die richtigen Geschäftskonzepte für Ihre Gründung finden

Passt Ihr Franchise-Konzept zum “Savoir Vivre” Frankreichs?

Passt Ihr Franchise-Konzept zum “Savoir Vivre” Frankreichs?

Sévérine Baranowsky

Editor, Franchise Directe

Die folgenden Zahlen verschaffen Ihnen einen Überblick über die Größe des französischen Franchisemarktes: Im Jahr 2011 gab es in Frankreich 1569 verschiedene Franchise-Konzepte und insgesamt 62041 Franchise-Betriebe1. Eine im Jahr 2008 von der französischen Franchise Vereinigung in Auftrag gegebene Studie hat ergeben, dass 10,3% der in Frankreich aktiven Franchise-Firmen ausländischen Ursprungs sind. Ursprungsland für die meisten ausländischen Franchise-Konzepte sind hierbei die USA. Im Jahr 2009 beispielsweise, waren insgesamt 4.203 amerikanische Firmen auf dem französischen Markt aktiv2 . 37 dieser Firmen nutzen hierbei das Geschäftskonzept des Franchising bzw. werden von ihren Inhabern auf Kommissionsbasis geführt3.

Besonders häufig vertreten sind in Frankreich Franchise-Firmen aus dem Lebensmittel-Bereich4 . Es kann daher auch kaum überraschen, dass der Fast-Food-Riese McDonalds auch in der französischen Rangliste der größten Franchise-Ketten ganz vorne liegt. In der von der Webseite Journal de Net im Jahr 2008 veröffentlichten Rangliste belegt die amerikanische Lebensmittel-Kette dort den zweiten Platz. Insgesamt sind in dieser Rangliste 998 Franchise-Unternehmen aufgeführt. Der französische Lebensmittel-Einzelhändler VIVAL belegt hier mit insgesamt 1686 Niederlassungen den ersten Platz.
Das drittgrößte Franchise-Unternehmen auf dem französischen Markt ist der Immobilienmakler Century21 mit insgesamt 922 Niederlassungen in Frankreich. Interessanterweise befindet sich unter den 20 größten Franchise-Firmen in Frankreich auch das kanadische Unternehmen Ada. Das Geschäftskonzept dieser Firma basiert auf der Autovermietung im unteren Preissegment. Mittlerweile ist das Unternehmen stark gewachsen und belegt jetzt Rang 12 der Rangliste.

 

Boulangerie

Vom rechtlichen Aspekt her betrachtet, weist die französische Gesetzgebung im Hinblick auf das Franchise-Recht einige Besonderheiten auf. So gibt es zum Beispiel keine rechtlich bindende Definition des Begriffes Franchise in den französischen Gesetzbüchern. Die Französische Franchise Vereinigung beispielsweise nimmt die Definition aus dem Europäischen Verhaltenskodex zur Grundlage. Auch werden im französischen Handelsrecht Franchise-Verträge nicht explizit behandelt. Einzelne Gesetzeselemente des Handelsrechts liegen hierbei einerseits im Verantwortungsbereich des Amtes für Wettbewerbsrecht, Verbraucherschutz und Betrugsbekämpfung,einer Behörde innerhalb

des Wirtschafts- und Wettbewerbsministeriums, sowie andererseits  in dem des französischen Wettbewerbskonzils, einer dem Ministerium nicht unterstellten Behörde5. Der bekannteste Gesetzestext zum Thema Franchising im französischen Recht ist das sogenannte „Doubin-Gesetz“, welches „den Franchisegeber zwingt, eine Reihe von Informationen zur Verfügung zu stellen – der genaue Inhalt ist innerhalb dieses Gesetzes geregelt – damit der zukünftige Franchisenehmer seine Entscheidung in voller Kenntnis aller Fakten treffen kann6.“ 

 

Alle Informationen, ein bestimmtes Franchisekonzept betreffend,  werden im sogenannten „Vorvertraglichen Informationsdokument“ (Document d’Information Précontractuelles) festgehalten. Dieses Schriftstück muss dem zukünftigen Franchisenehmer mindestens 20 Tage vor Vertragsunterzeichnung übergeben werden7.

Neben den rechtlichen Aspekten, gibt es noch einige weitere Sachverhalte, die ein Franchisegeber vor der Entscheidung über eine mögliche Expansion nach Frankreich in Betracht ziehen sollte. Patrice Chaumont, Leiter der Abteilung Franchise-Finanzierung bei Modena Financial, warnt eindringlich vor einigen Problemen, mit denen vor allem amerikanische Franchise-Nehmer in der Vergangenheit zu kämpfen hatten:

French Cafe

Einige ausländische Franchisekonzepte passen möglicherweise nicht auf den französischen Markt

  • Sprachliche Probleme: In Frankreich müssen sowohl die vorvertraglichen Informationen als auch der eigentliche Franchisevertrag in französischer Sprache verfasst sein. Meist jedoch werden Dokumente von Franchisegebern in englischer Sprache zur Verfügung gestellt.
  • Bei der Suche nach Master-Franchisenehmern eventuell Schwierigkeiten bei der Finanzierung der Master-Lizenzen
  • Probleme mit der generellen Finanzierung einer derartigen Expansion: unter Umständen können sich Banken weigern, nötige Finanzmittel zur Verfügung zu stellen, weil eine Überprüfung von ausländischen Firmendokumenten zum Teil schwierig ist.
  • Gegebenenfalls mangelnde Wachstumschancen. Französische Banken treffen Finanzierungsentscheidungen immer auf Basis der Unterlagen, die von der Hauptniederlassung der Franchisefirma in Frankreich zur Verfügung gestellt werden.

    Unter Umständen ergibt sich daraus aber ein zu geringes Wachstumspotenzial, was die Banken zu einer Ablehnung einer Kreditanfrage veranlassen kann
     

Trotz all dieser negativen  Aspekte kommt Patrice Chaumont dennoch zu dem Schluss, dass „auf dem französischen Markt durchaus Chancen für ausländische Franchisegeber bestehen“8. Der Erfolg von Firmen wie McDonalds, Curves und Sign-A-Rama scheinen ihm Recht zu geben.

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Quellenangaben:

1 Nach Angaben der Französischen Franchise Vereinigung

2 Angaben aus der Orbis Datenbank 2009

3 Nach Angaben der Französischen Franchise Vereinigung

4 Dies geht aus einem Report hervor, der 2008 im Auftrag der Credit Lyonnais auf deren Webseite veröffentlicht wurde

5 Nach Informationen aus einem Bericht der Internetseite Getting the Deal through

 6 Zitat einer Definition der Webseite http://franchise.business-opportunities.biz/

7 Nach Informationen der Webseite der französischen Handelskammer (Bureaux et Commerces)

8 Zitat aus einem persönlichen Gespräch der Autorin mit Herrn Patrice Chaumont

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